Paris
1.10.2010 - 30.09.2011
Kalendericon25.10.10 (22:29 Uhr)
NewsDer Dreißigste ...
(Alltag)
Am 17.10.2010, also kurz nachdem ich hier in Paris angekommen bin, stand ein je nach subjektiver Auslegung mehr oder weniger wichtiger Termin in's Haus: Mein 30. Geburtstag. Es war ein Sonntag, folglich bot es sich an, über ein verlängertes Wochenende Besuch zu bekommen. Da sich Ulli erst für den 30. desselben Monats angekündigt hat, war es Aufgabe von Fritzi und Dani, mich zu bespaßen.

Die beiden setzten sich am Abend des 15. in den Zug, bereits wissend, dass es eine lange Reise wird, denn in Frankreich wird ausgiebig gestreikt, u.a. bei der SNCF, der französischen Bahngesellschaft. Also fuhr der Nachtzug von Berlin nur bis Mannheim und dort wurden alle Reisende mit Bussen an ihr Ziel gebracht. Nach 14h, davon 8h im Bus, kamen die beiden denoch wohlbehalten, wenn auch ein wenig groggy, am Gare de l'Est an. Der Bahnhof ist gleich in der Nähe meiner Unterkunft, also haben wir bei mir erstmal mit viel Käse, frischem Baguette und Croissants gefrühstückt und die beiden haben sich ein wenig erholt.

Am Nachmittag sind wir den Kanal St. Martin hinuntergelaufen und haben in der Nähe der Place de la Nation des Übels Ursache betrachtet: die streikenden Franzosen.

Streikende (feiernde?) Franzosen
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Allerdings machte der Streik vielmehr den Eindruck eines Volksfestes mit Gesang, Fressbuden und Gelächter als den eines ernsten politischen Ungehorsams. Das Schauspiel wurde ein wenig von einem Regenguss gestört und wir sind frierend in ein Café geflüchtet, wo Fritzi ein leckeres "eau gazeuse" mit Colgate-Geschmack getrunken hat ... für 4,20 EUR ... mhmmmm!

Fritzi hat leckeres Colgate-Wasser bestellt
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Nachdem wir anschließend noch ein bisschen im Marais, einem alten jüdischen Viertel herumspaziert sind und ein leckeres dönerartiges Fastfood mit Kichererbsen und Feigenkuchen gegessen haben, sind wir im Anschluss noch über die Seine gepilgert mit dem Ziel, meinen Arbeitsplatz in Augenschein zu nehmen.

5000cal schwerer Feigenkuchen ...
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Dort haben wir uns erstmal ordentlich aufgewärmt und als der kleine Hunger kam, haben wir uns in der nahegelegenen Rue Mouffetard in einem winzigen Restaurant auf Danis Empfehlen eine Tarte gegönnt. lecker!

Am nächsten morgen, meinem Geburtstag, habe ich festgestellt, dass die beiden Wort gehalten haben und mich tatsächlich mich Geschenken überhäuft haben: Ich habe drei Krimis mit Parisbezug bekommen, eine Fahrradkarte von Paris, den Fahrradführer des Guide du Routard (einer art frz. Lonely Planet), lecker Schoki (danke auch an Nora) und, am wichtigsten natürlich, den lieben Besuch über's Wochenende als Beistand für die kommende Zeit der beginnenden Falten, grauen Haare und sonstiger physischer Malaisen. Nach einem lieben Geburtstagsanruf von Ulli sind wir, ich glaube erst gg. halb 2, zum Musée Rodin aufgebrochen. Unterwegs haben wir mehrfach versucht, ein Vélib auszuleihen und sind mehrfach gescheitert, sei es aus Fremdverschulden (d.h., es waren zu wenige Vélib vorhanden oder an den vorhandenen war ein Defekt) oder aus eigener Dummheit (keine nähere Erläuterung hierzu). Das Musée Rodin hat aber unsere Laune sofort wieder zu ungeahnten Höhen getrieben. In dem Museum gibt es ganz wunderbare Objekte: Natürlich den Denker, das Höllentor, die Bürger von Calais uvm. Zudem war gerade eine Sonderausstellung von Henry Moore, einem britischen Bildhauer. Das Museum nutzt unter anderem das malerische Hôtel Biron, das wunderbar in einem schönen Park gelegen ist.

Nachdem wir alle Kunstwerke ausgiebig studiert haben, wollten wir nun zum Eiffelturm und siehe da, diesmal hat es auch mit dem Vélib geklappt. Ein Tag kostet 1 EUR (dabei heißt Tag 24h, also wir haben ein Ticket bis zum nächsten Tag 16 Uhr bekommen) und die erste halbe Stunde ist kostenlos. In 10 Minuten haben uns die Räder zum Eiffelturm getragen und wir sind schnurstracks die Treppen hinaufgeflogen (uns war mal wieder kalt). Der Blick von oben auf Paris ist natürlich überwältigend: Ein Häusermeer aus tollen und tollsten Gebäuden, prachtvolle Boulevards, hübsche Hinterhöfe usw. usf. In der Dämmerung fängt die Stadt an zu funkeln und zu blinken, zu blitzen und zu glänzen. Auch hier habe ich einen ganz lieben Geburtstagsanruf erhalten: Vielen Dank! Den Tag haben wir mit einem wunderbaren Essen auf dem Montmarte ausklingen lassen. Ich hatte unter anderem Schnecken, Ente, einen sehr leckeren Wein, ein leckeres Mousse au chocolat, mhmmm!

Auch den Montag haben wir wieder sehr entspannt mit frischem Baguette begonnen und sind - wir hatten ja noch unser Vélib-Ticket - nach Monatparnasse geradelt. Dort haben wir uns im wesentlichen den Jardin de l'Atlantique angeschaut (sprich: Drin gesessen und gesonnt), einem Park, der auf dem Dach des Gare Monatparnasse angelegt worden ist.

Gut, dass Ulli meinte, ich solle Schnipsgummis mitnehmen
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Nachdem wir unsere geschmierten "sandwich crutidé" gegessen hatte, sind wir weiter zum Cimetière Montparnasse gelaufen, einem sehr großen Friedhof und haben u.a. das Grab von Serge Gainsbourg (über ihn gibt es gerade einen aktuellen Kinofilm), J. P. Sarte und S. de Beauvoir, Constantin Brâncçui und viele andere Berühmtheiten liegen.

Fritzi vor der Ruhestätte S. de Beauvoirs
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Von hier sind wir zum Centre Pompidou, einem Kulturzentrum für vor allem moderne Kunst, gefahren und sind dort noch ein wenig umhergelaufen, Fritzi hat sich ein Poster mit einer Photographie von Giacometti im Regen gekauft, sehr witzig.

Auf dem Heimweg haben wir bei Casino noch schnell (naja) eingekauft und zuhause hat uns Dani ein lukullisches Mahl (Fisch, Kartoffeln und Bohnen) zubereitet. Als Nachtisch gab es Mousse au Chocolat und der Begleiter war ein Weißwein. Und damit ging der Besuch der beiden zu Ende. Am Dienstag musste ich wieder arbeiten, da an diesem Tag mein Chef anwesend war (und am übernächsten Tag wieder wegfuhr) und wir einiges zu besprechen hatten. Ich denke aber, die beiden hatten noch einen schönen Tag in Paris und diesmal vor allem eine gelungene Heimreise.
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Ich will auch was loswerden

Kalendericon10.10.10 (19:19 Uhr)
NewsDie ersten Tage in Paris
(Ankommen)

Bonjour,

herzliche Grüße aus Paris.

Nachdem ich in der ersten Woche eine Menge Organisatorisches zu erledigen hatte, möchte ich nun heute meinen ersten Blogbeitrag verfassen.

Hier angekommen bin ich am 1. Oktober mit einem größeren Kombi von Sixt. Erfreulicherweise hatte Sixt in Dresden ein französisches Auto aufgetrieben, so daß mir die Einwegmiete erspart blieb und ich relativ kostengünstig meinen Krempel, u.a. mein Fahrrad, nach Paris fahren konnte. Die Strecke habe ich in zwei Etappen zurückgelegt, am 30.09. bin ich nach Aachen gefahren und habe bei einem Freund übernachtet, um dann in aller Frühe am 1. Oktober nach Paris weiterzufahren. Um 9 Uhr, als ich mich der Stadt näherte: Stau, Stau und nochmals Stau. Der gesamte boulevard périphérique war vollkommen verstopft, Unfall, Baustelle usw. Nach quälenden 1.5h war ich dann in der Nähe meiner Unterkunft angekommen, konnte aber noch nicht in das Zimmer, da dieses erst um drei bezugsfertig war. Also habe ich das Auto am gare de l'est für sündhaft teure 14.50 EUR für etwa 3h abgestellt und bin erstmal zum Institut gefahren.

Das ESPCI von außen
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Die Franzosen mögen alle möglichen Abkürzungen, es können dero nicht genug sein: Unser Institut heißt LPEM (laboratoire photons et matière), unser spezielles Labor ist das LPQ (laboratoire physique quantique). Diese sind an die ESPCI (ecole supérieure de la physique et de la chimie industrielle de la ville Paris) angegliedert. Mein Arbeitsvertrag jedoch besteht mit dem CNRS (centre national de la recherche scientifique), usw. usf. Das mag zwar alles sehr eindrucksvoll klingen - besonders aufgrund der Tatsache, dass die ESPCI ein Teil des sogenannten ParisTech ist, einer grande école (französische Elitehochschulen) für ingenieurs- und naturwissenchaftliche Studiengänge -, das Labor ist aber ziemlich heruntergekommen. Die Farbe blättert von den Wänden, es gibt kaum Werkzeug, Messgeräte, Arbeitsmittel. Nur ein Beispiel: Die Hochschule ist so unterfinanziert, dass sie sich keine Schlüssel leisten kann. Also stand die Sekretärin ca. 30 Minuten an meiner Tür und hat mit Schleifpapier einen Schlüssel für mich "geschliffen". Un dieser passt auch wirklich nur sehr leidlich ... Aber, es ist ein historischer Platz: In diesen Räumen hat Piere und Marie Curie das Radon entdeckt (und damit mehr oder weniger die Radioaktivität). Die beiden liegen übrigens nur wenige Straßen weiter im Phantéon, der französischen Ruhmeshalle, begraben.

Mein Büro
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Nachdem ich anschließend meinen Arbeitsvertrag erhalten hatte, bin ich wieder zum gare de l'est, hab das Auto geholt und bin zu meiner Unterkunft gefahren. Dort habe ich mich zunächst angemeldet, wieder ein Dutzend Formulare erhalten, musste zwei Fotos abgeben (ja Fritzi, in Frankreich braucht man wirklich noch für alles Fotos), Unterschriften leisten usw. usf.; dann habe ich meine Sachen schnell hochgetragen (ich habe die ganze Zeit im Halteverbot gestanden) und wollte nur noch eins: Das Auto so schnell wie möglich loswerden. In Paris Autofahren ist die absolute Hölle. Die Straßen sind eng, dutzende Motorräder, Fahrräder und Fußgänger quetschen sich bei rot, grün, gelb, egal welcher Ampelfarbe zwischen den Autos durch, es wird rechts, links (oben, unten?) überholt, gehupt, geblinkt, gebremst. Es erscheint mir immer noch als Wunder, dass ich das (für mich ungewöhnlich große) Auto heil wieder zur Abgabestelle geschafft habe ... Ich habe selten so geschwitzt. Als ich aus dem Auto ausgestiegen bin, hatte ich ein klatschnasses T-shirt (kein Scherz), das war wohl der Angstschweiß ;)

Meine Unterkunft von außen


Das Bassin de la Vilette


Mein Zimmer


Das Zwischengeschoß


Am Samstag, den 2.10. war ich gleich auf eine Party eingeladen. Korrekter wäre es zu sagen, dass mein Chef zu einer Party eingeladen war und gefragt hat, ob ich mitkommen darf. Die Nacht vom Samstag zum Sonntag war die sogenannte "nuit blanche", die weiße Nacht. In dieser Nacht haben Museen, Restaurants, Bars, alle möglichen kulturellen Einrichtungen, Theater usw. von abends 8 Uhr bis morgens 8 Uhr geöffnet - die Nacht wird also zum Tag gemacht, daher der Name "weiße Nacht". Und an diesem Tag hat eine Freundin meines Chefs Geburtstag (nach-)gefeiert. Deren Appartement war auf dem boulevard de Clichy, zwei Häuser neben dem moulin rouge. Also eine unglaubliche Lage! Die Party war entsprechend mondän und irgendwie ein bisschen surreal. 50% der Gäste waren Architekten (wie die Gastgeberin) und arbeitete überall in der Welt (China, Rio, Tokio, sag ich nur). Außerdem gab es eine Korrespondentin für eine Architekturmagazin aus Genua, einen Kinobetreiber uvm. Komischerweise waren fast alle alleinstehend, ehrlich gesagt, habe ich bis auf das gastgebende Pärchen und meinen Chef kein einziges Paar gesehen. Das fand ich merkwürdig, weil bis auf wenige Ausnahmen alle Teilnehmer um die 50 Jahre alt waren. Aber auch in Paris kochen die Leute nur mit Wasser und ich musste schmunzeln, dass es bei der Party zuging wie bei jeder Party in Dresden auch: Es gibt schüchterne, die alleine rumstehen, Leute, die sich am Buffet rumtreiben. Grüppchenbildung auf dem (Raucher-)Balkon, einige mutige, die tanzen ...

Das Wochenende drauf habe ich etwas meine Gegend erkundigt. Mein Unterkunft befindet sich im 19. Arrondissement, also im Nordosten der Innenstadt. Es ist wirklich schön hier. Das Haus liegt direkt an einem Kanal (bassin de la vilette), auf dem viele Ausflugsdampfer tuckern. Dieses "Bassin" ist über den canal st. martin und viele historische Schiffshebewerke mit der Seine verbunden. Die Leute joggen, sitzen da, lesen, entspannen abends und wochenends mit einer Flasche Wein rund um das Wasser. Außerdem ist hier in der Nähe der "buttes chaumont", ein Park der von Haussmann angelegt wurde und ein wenig an den Central Park in New York erinnert, mit Grotten, kleinen Schlösschen, künstlichen Bergen usw. Direkt neben meiner Unterkunft ist ein jüdisches Kulturzentrum (ich glaube, es ist keine Synagoge), scheinbar ein orthodoxes, denn man sieht sehr viele schwarz gekleidete Herren mit Hut, Schläfenlöckchen und Gebetsschal, die vor allem samstags da hineinströmen. Sehr spannend, so ein lebendiges jüdisches Leben habe ich bisher nur in Israel gesehen.

Butte Chaumont


Meinen Arbeitsweg bestreite ich übrigens mit dem Fahrrad (ca. 7km). Dieser führt mich an dem schon angesprochenen canal st. martin vorbei. Dieser ist durchgehend mit einem Radweg versehen und sonntags sogar für autofahrer ganz gesperrt. Der einzige Knackpunkt ist der gigantische Kreisverkehr an der Bastille, wo immer totales Chaos herrscht. In Paris gibt es seit einigen Jahren eine regelrechte Fahrradoffensive. Es gibt die sogenannten vélib- (ein Kunstwort aus vélo, Fahrrad und liberté, Freiheit) Stationen an jeder Ecke. Dort kann man sich für kleines Geld ein Fahrrad nehmen und an jeder anderen beliebigen Station wieder abgeben. Die erste halbe Stunde ist sogar kostenfrei. Dieser Service wird enorm gut angenommen, man sieht die vélib überall. Außerdem gibt es (mittlerweile?) sehr viele Fahrradwege und meistens sind die Busspuren für Fahrräder freigegeben. Auch viele Einbahnstraßen darf der Radler gegen die Fahrtrichtung nutzen. Zudem gibt es jeden Sonntag, wie oben schon erwähnt, die Aktion "Paris atmet", an diesem Tag sind viele Straßen ganz für den Autoverkehr gesperrt.

In meiner ersten Arbeitswoche hatte ich noch einige Formalien zu erledigen, under anderem meinen Badge (hier "Battsch" ausgesprochen) zu beantragen, ein Bankkonto zu eröffnen, meine Mensakarte zu besorgen, sodass ich noch gar nicht viel Zeit hatte, Paris zu entdecken. Lediglich gestern (Samstag, den 9.10.) bin ich ein wenig mit dem Fahrrad durch die Stadt gefahren. Es war hier sonnig und 25° warm; habe ein wenig in den Tuilerien-Gärten Reiseführer gelesen und bin anschließend noch einkaufen gegangen. Und jetzt gerade komme ich von einem kleinen Ausflug zur notre dame zurück, dort finden nämlich jeden Sonntag kostenlose Orgelkonzerte statt. Heute spielte eine Russin Werke von Gedicke, Bach und Mouchel.

Au revoir,

Guido

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Kalendericon23.10.10 (22:45 Uhr)
NewsHilfe, französische Supermärkte. Oder: Ein Besuch im Carrefour
(Alltag)
Hallo,

am heutigen Samstagabend habe ich einen Ausflug in den nahegelegenen Carrefour gemacht, da ich zwei Dinge brauche: Einen Wasserkocher und ein HDMI-Kabel.

Carrefour ist nach Walmart, so habe ich bei Wiki gelernt, der weltweit zweitgrößte Einzelhändler; ich war also gespannt, was es da so zu entdecken gibt. Da angekommen wurde ich auch sehr an Walmart erinnert: Ein gigantischer Einkaufstempel. Im Vorraum befanden sich allerlei Läden und Fressbuden von diversen Ketten (u.a. Mc Donald's, H&M, einige Gemüsestände, ein Tabac, ...). Dann lief man auf eine Front von gefühlten achzig Kassen zu und dahinter verbarg sich ein unglaubliches Gemenge verschiedenlicher Artikel des täglichen Lebens: Natürlich eine sehr große Auswahl Lebensmittel, aber auch Fahrräder, Hygieneartikel, Unterhaltungselektronik, Waschmaschinen, Teddybären, Betten, Vogelhäuser, Eiweis für den Muskelaufbau, Inkontinenzprodukte usw., usf.

Ich weiß nicht, ob es am der Zeit lag - es war schließlich Samstagabend, Zeit für den Familieneinkauf -, aber wenn ich einen deutschen Supermarkt, sagen wir Kaufland, mit einem klassischen Sinfoniekonzert von Schumann vergleiche, dann entsprach die Stimmung im Carrefour der eines Fussballstadions: Unglaublicher Lärm, Geschrei allerortens in allerlei Sprachen, Kinder, die Süßigkeiten oder Teddybären gekauft haben wollten, es flog aller 10 Minuten ein Glas Senf, Marmelade oder Rollmöpse herunter, worauf gleich ein Angestellter mit InlineSkates (!) herbeieilte und die Schweinerei aufräumte ...

Leicht genervt und lediglich mit ein paar Tomaten und Paprika habe ich dann wieder die Heimreise angetreten. Ich habe mich entschlossen, den Wasserkocher und das HDMI-Kabel für 10 bzw. 3 EUR bei ebay zu bestellen anstatt für 39 bzw. 20 EUR bei Carrefour zu kaufen. Was für Mondpreise ;)

Die Lebensmittelpreise in Frankreich liegen ein gutes Stück über den deutschen. Ein Liter Saft kostet in etwa 1,80 EUR, ein Stück Butter (nur 275 Gramm) ca. 1,45 EUR, Tomaten 3,50 EUR pro Kilo. Dafür ist aber das Gemüse und das Obst sehr frisch und meist aus Frankreich. Eine gigantische Auswahl gibt es vor allem bei Lebensmitteln, die den Franzosen heilig sind: Käse, Wein und Meerestiere. In anderen Bereichen wiederrum hat man in Deutschland mehr Auswahl: Bei Joghurt, Schoki oder auch Wurst. Es gibt hier zwar verschiedene Salami, die ein oder andere Leberpastete und auch etwas Schinken, aber bei weitem nicht die tausend verschiedenen Wurstsorten wie in Deutschland.

Ein weiteres Phänomen in Frankreich ist die unendliche Langsamkeit der Kassenangestellten. Selbst bei einer Schlange von 10 Leuten wird sorgfältig jeder Geldschein entgegengenommen, so einsortiert, dass der Kopf oben ist, schön glatt gestrichen, noch schnell über das Wetter mit der Kundin geschwatzt, das Rückgeld sorgfältig abgezählt, gewartet, bis auch alles in den Tüten verstaut ist und erst dann der nächste Kunde angefangen. Im Grunde ist das natürlich viel persönlicher, netter, gelassener und dgl., mich wundert nur, dass es sich selbst in Paris so gehalten hat, einer Stadt, in der jeder rote Ampeln überfährt, weil er es eilig hat, immer Hektik ist, immer high life ... :) Das muss mich der französischen Mentalität zusammenhängen, das Essen schon beim Einkauf zu genießen und keinesfalls mit Hatz oder Unbehagen in Verbindung zu bringen. Mich als deutschen Kunden lässt es manchmal von einem Bein auf's andre wippen ;)

Bis bald, à bientôt,
Guido
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Kalendericon29.10.10 (22:34 Uhr)
NewsKleine Vokabelkunde: La Grève - der Streik
(Alltag)
Eine der wichtigsten französischen Vokabeln ist zweifelsohne "la grève", auf deutsch: Der Streik. In den letzten Wochen ist mir dieses Wort so häufig wie wenig andere über den Weg gelaufen:

Warum fährt der RER (eine Art Schnellbahn) nicht? C'est la grève. Wieso wird der Müll nicht abgeholt: on fait la grève. Wieso ...? La grève!! Ich bin, bis auf dass ich ewig auf die Eröffnung meines Bankkontos warten musste, wenig betroffen. Zur Arbeit fahre ich mit dem Fahrrad, eine Reise plane ich zur Zeit nicht und die Dienste öffentlicher Einrichtungen oder Tankstellen brauche ich gerade auch nicht.

Die Franzosen sind wohl eines der streiklustigsten Völkchen Europas, was wohl auch damit zusammenhängt, dass sie sich einen Großteil ihrer sozialen Sicherheiten auf der Straße erkämpft haben.

Dabei streiken die Franzosen nicht nur häufiger, sondern auch "aggressiver": Es werden öffentliche Einrichtungen blockiert, Autos brennen, Fensterschreiben gehen zu Bruch ...

Dieses Mal streiken die Franzosen gegen die Reform des Rentensystems. In Zukunft soll das minimale Eintrittsalter von 60 Jahren auf 62 Jahre angehoben werden. Mittlerweile ist dieses Gesetz durch beide Kammern des Parlaments, aber es sind weitere Streiks angekündigt. Meinungsforscher sind sich mittlerweile aber einig, dass es gar nicht mehr so um diese Reform geht, sondern vielmehr der Unmut über die Regierung von Sarkozy sich Luft macht. Man ist allgemein sehr gespannt, ob er hart bleibt oder einknickt, denn im Jahre 2012 sind in Frankreich Präsidentschaftswahlen und die Parteien formieren so langsam ihre Wahlkampfstrategie.

Mir bleibt bei all dem nur die Hoffnung, dass morgen, am 30.10. der Flugverkehr nicht bestreikt wird, denn ab morgen besucht mich Ulli und ich freu mich ja soooooo doll ;))
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